Abendschule

Abendschulen bieten über den zweiten Bildungsweg die Möglichkeit, alle Schulabschlüsse und bestimmte Berufsabschlüsse nachzuholen. Welche Formen der Abendschulen es gibt, welche Abschlüsse Ihnen zur Wahl stehen sowie weitere Infos rund zum Thema Abendschule finden Sie hier.


Was ist eine Abendschule?

Eine Abendschule ist der allgemeine Begriff für eine Bildungseinrichtung, bei der speziell berufstätige Erwachsene Schulabschlüsse über den zweiten Bildungsweg nachholen oder höhere berufliche Qualifikationen erwerben können. Aber auch Sprachkurse oder Weiterbildungen werden an Abendschulen angeboten. Der Vorteil einer Abendschule liegt auf der Hand: Sie können gewohnt Ihrem Beruf nachgehen, ohne die Arbeitszeit zu reduzieren und damit Gehaltseinbußen hinzunehmen. Der Unterricht findet aber nicht ausschließlich am Abend statt, auch wenn die Bezeichnung das vermuten lässt, je nach Bildungseinrichtung gibt es auch Unterricht am Vormittag oder Nachmittag – damit Personen in unterschiedlichsten Lebenslagen und mit unterschiedlichen Arbeitszeiten (wie etwa Schichtdienst) das Bildungsangebot in Anspruch nehmen können.

Es gibt sowohl staatliche Abendschulen als auch private Anbieter.

Welche Formen der Abendschule gibt es?

Der Begriff Abendschule ist ein Oberbegriff. Denn je nachdem welchen Abschluss Sie anstreben, gibt es verschiedene Formen der Abendschulen, die an die Bedürfnisse der Abschlüsse angepasst sind. Eine sehr bekannte Form ist zum Beispiel das Abendgymnasium, an dem Sie das Abitur nachholen können. Welche Formen der Abendschule es gibt, stellen wir hier kurz vor.

Abendhauptschule

Eine Abendhauptschule als solche gibt es eigentlich gar nicht, in der Regel ist der Hauptschulabschluss in das Konzept einer allgemeinen Abendschule integriert bzw. kann auch an Volkshochschulen erlangt werden.

An einer Abendhauptschule holen Sie den Hauptschulabschluss nach. Voraussetzungen hierfür sind unter anderem, dass Sie die gesetzliche Schulpflicht erfüllen und noch keinen Hauptschulabschluss erlangt haben. Weitere Voraussetzungen variieren von Bundesland zu Bundesland, so etwa das Mindestalter, das zwischen 17 und 19 Jahren liegt.

Dass der Lernstoff Sie überfordern könnte oder Sie viel davon vergessen haben, braucht Sie nicht zu sorgen, denn viele Abendschulen bieten Vorkurse an, mit deren Hilfe vergangener Lernstoff wieder aufgefrischt wird.

Abendrealschule

Es gibt viele Gründe, warum jemand keinen Realschulabschluss gemacht hat, aber es gibt auch viele Gründe, warum er nachgeholt werden sollte, etwa bessere Chancen für Beruf und Weiterbildungen. An Abendrealschulen, oder auch Berufskollegs, können Sie diesen Abschluss nachholen. Nicht nur Kurse am Abend sind möglich, sondern je nach Lebensumständen gibt es ebenfalls vormittags oder nachmittags Unterrichtsangebote.

Neben den gängigen Schulfächern wie Mathematik, Deutsch und Englisch können Sie auch Wahlfächer belegen, welche jedoch je nach Bundesland und Schule variieren.

Abendgymnasium

Der höchste zu erlangende Schulabschluss ist das Abitur und wenn Sie dieses nicht haben, dann können Sie es an einem Abendgymnasium nachholen. An staatlichen Einrichtungen ist dies für gewöhnlich kostenfrei möglich, möchten Sie das Abitur bei einem privaten Anbieter oder einer Fernschule nachholen, sollten Sie sich auf Kursgebühren einstellen.

Die Zulassungsvoraussetzungen an Abendgymnasien sind zum Teil sehr unterschiedlich, hier empfehlen wir Ihnen dringend, sich bei der Abendschule vor Ort zu erkundigen. In der Regel sollten Sie mindestens 18 Jahre alt sein und einen Schulabschluss sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung oder alternativ mindestens drei Jahre Berufstätigkeit vorweisen können.

Je nachdem welche Voraussetzungen Sie mitbringen, kann die Dauer bis zum Abitur variieren. Wer einen Hauptschulabschluss vorweisen kann, der sollte sich auf etwa vier Jahre Unterricht am Abendgymnasium einstellen. Wer einen Realschul- oder sogar ein Fachabi hat, muss weniger Zeit investieren.

Technikerschule

Auch Technikerschulen sind eine Form der Abendschule. Gerade in diesem Bereich ist eine regelmäßige Weiterbildung unerlässlich, gibt es doch immer neue Entwicklungen, Verfahren, Techniken, Fachrichtungen und Spezialisierungen.

Technikerschulen richten sich in der Regel an bereits ausgebildete Fachkräfte, die neue berufliche Qualifikationen in einer Techniker Ausbildung erwerben möchten, seien es Aufstiegsfortbildungen oder Anpassungsfortbildungen.

Wichtigste Voraussetzung ist eine einschlägige Berufstätigkeit, denn ohne Vorwissen können Sie nicht an den Weiterbildungen teilnehmen. Die Kurse können sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit absolviert werden, allerdings braucht es für die Teilzeitform bzw. berufsbegleitende Form am Abend auch entsprechend länger.

Meisterschule

Wer Meister werden will, bereitet sich auf die Prüfungen an einer Meisterschule vor, und auch diese bieten für alle Berufstätigen Unterricht am Abend an. Ein Meister ermöglicht Ihnen zum einen die Selbstständigkeit. Wenn Sie diese aber nicht anstreben, können Sie mit dem Titel auch in einem Unternehmen mehr Führungsverantwortung übernehmen oder sich um Nachwuchskräfte kümmern.

Den Meister können Sie in verschiedensten Handwerksberufen machen, vom Augenoptiker über Gold- und Silberschmied sowie vom Metallbauer bis hin zum Zweiradmechaniker. In der Regel benötigen Sie, um an einer Meisterschule zugelassen zu werden, den Gesellenbrief in dem Handwerk, in dem Sie den Meistertitel erwerben möchten.

Volkshochschule

Der Klassiker unter den Abendschulen: Die Volkshochschule. Eine solche gibt es in jeder größeren Stadt und das Weiterbildungsangebot ist nicht nur vielfältig, sondern auch günstig. So wird Bildung für alle zugänglich. Die Kurse werden sowohl abends als auch tagsüber angeboten und richten sich an die verschiedensten Zielgruppen: an Personen, die sich beruflich weiterbilden möchten, an Personen, die ihr Hobby weiter vorantreiben möchten, an Personen, die eine neue Fremdsprache lernen möchten oder Menschen, die auf der Suche nach Selbstoptimierung sind oder Lösungen suchen, um Stress abzubauen.

Informieren Sie sich rechtzeitig über die Starttermine, da es in der Regel ein Sommer- und ein Winterangebot gibt, zu denen die Kurse starten. Neben solchen gibt es aber auch Kurse, die weniger lange dauern, zum Beispiel nur über drei Termine oder einen Tag. Auch hier sollten Sie sich rechtzeitig bei der Volkshochschule in Ihrer Nähe informieren, da Kurse schnell ausgebucht sein können.

Welche Abschlüsse kann ich an einer Abendschule machen?

An einer Abendschule können Sie, wie bereits erwähnt, nicht nur Schulabschlüsse nachholen, sondern auch Aufstiegsfortbildungen absolvieren, welche zu den höchsten Berufsabschlüssen führen. Da ebenso die Volkshochschulen zu den Abendschulen gezählt werden können, stehen Ihnen auch dort verschiedene Weiterbildungen zur Auswahl.

Schulabschlüsse

Berufsqualifizierende Abschlüsse

Mehr zu den einzelnen Abschlüssen können Sie in unseren jeweiligen ausführlichen Artikeln nachlesen, die speziell für die Kurse unter anderem Fragen nach Dauer, Kosten, Ablauf, Zielgruppe sowie Inhalten beantworten.

Zudem können Sie an Abendschulen zahlreiche Zertifikate erlangen, nicht jeder möchte einen Schulabschluss nachholen oder eine Aufstiegsfortbildung absolvieren.

Findet der Unterricht wirklich nur am Abend statt?

Eine Abendschule zeichnet sich dadurch aus, dass der Unterricht in der Regel am späten Nachmittag oder in den frühen Abendstunden beginnt und an zwei bis drei Tagen in der Woche stattfindet. Der Begriff Abendschule sollte aber nicht in die Irre führen, denn in bestimmten Fällen werde auch Kurse am Vormittag angeboten. Dieses Angebot richtet sich vor allem an diejenigen, die gerne einen bestimmten Abschluss machen wollen, aber durch besondere Lebensumstände nicht am Abendunterricht teilnehmen können. Solche Fälle sind zum Beispiel Schichtdienst, wechselnde Arbeitszeiten, die Erziehung der Kinder oder die Pflege von Angehörigen.

Prüfungen an einer Abendschule

Um die angestrebten (Schul-)Abschlüsse zu erwerben, müssen Sie natürlich auch Prüfungen ablegen. Wie genau die Prüfungen ablaufen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Bundesland, Abschluss, Schulform sowie bundeseinheitliche oder bundesländerabhängige Gesetze sind hier entscheidend.

Die sogenannten Externenprüfungen, oder auch Nichtschülerprüfungen, finden in der Regel einmal jährlich statt, Sie können diese in der Einrichtung ablegen, wo Sie vorher am Unterricht teilgenommen haben. Die Zulassung zur Prüfung erfolgt durch das Kultusministerium des jeweiligen Bundeslandes, was ebenfalls wieder bedeutet, dass die Voraussetzungen zur Zulassung unterschiedlich ausfallen können. Da auch Zeit und Ort individuell festgelegt werden, sollten Sie sich unbedingt bei Ihrer Abendschule über die Prüfungsmodalitäten informieren.

Was kostet der Besuch einer Abendschule?

Die gute Nachricht ist: Abendschulen sind in der Regel nicht sehr teuer. Bei staatlichen Abendschulen ist die Teilnahme am Unterricht in der Regel kostenlos, Sie zahlen lediglich für Bücher und Lehrmaterialien, gegebenenfalls wird eine Prüfungsgebühr erhoben. Je nach Standort der Abendschule können auch Anfahrtskosten auf Sie zukommen. Sollten aus welchen Gründen auch immer alle Stricke reißen, unterstützt der Staat Sie finanziell, zum Beispiel durch Schüler-BAföG.

Entscheiden Sie sich für einen privaten Anbieter, dann sollten Sie mit Kosten in Höhe von 50 bis 200 Euro pro Monat rechnen und auch hier können gegebenenfalls noch Prüfungsgebühren und Anfahrtskosten on top kommen. Wenn Sie berufstätig sind, wiegen die Gebühren möglicherweise weniger schwer, da Sie ein regelmäßiges Einkommen erhalten und die Arbeitszeiten dank des Modells Abendschule nicht runterschrauben müssen.

Ansonsten bietet der Staat verschiedene Finanzierungshilfen. Informieren Sie sich am besten bei der Abendschule Ihrer Wahl, welche das sind.

Wie lange dauert der Besuch einer Abendschule?

Auch diese Frage richtet sich nach dem angestrebten Abschluss. Da der Unterricht nur an wenigen Abenden in der Woche in kleinen Häppchen serviert wird, sollten Sie mit einer Dauer von ein bis vier Jahren rechnen. Für einen Hauptschulabschluss brauchen Sie zum Beispiel ein Jahr, während für das Abitur vier Jahre benötigt werden. Entscheidend für die Dauer sind auch die Punkte: Können bestimmte Leistungen angerechnet werden? Sollten Sie Vorkurse belegen? Welche Voraussetzungen bringen Sie mit? Solche Faktoren können die Lernzeit ebenfalls beeinflussen.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Je nachdem für welche Form des Schulabschlusses und somit der Abendschulform Sie sich entscheiden, gibt es unterschiedliche Voraussetzungen, wir haben das bei den Formen der Abendschulen bereits angesprochen. Sie können aber davon ausgehen, dass Sie mehr Voraussetzungen erfüllen müssen, je höher der Abschluss ist, den Sie anstreben.

Da jedes Bundesland bezüglich der Schulabschlüsse eigene Regelungen hat und auch die Abendschulen eigene Voraussetzungen festlegen können, müssen Sie sich auf jeden Fall dort gesondert informieren.

Abendschule: Gut zu wissen

Der Besuch einer Abendschule belohnt Sie am Ende mit einem neuen Schul- oder Berufsabschluss, der Ihnen bessere Karrierechancen und Gehaltsaussichten ermöglicht. Dennoch will die Entscheidung gut überlegt sein, denn in der Praxis bedeutet der Besuch einer Abendschule auch weniger Freizeit.

Sie nehmen regelmäßig nach Feierabend am Abendschulunterricht teil, müssen den Unterricht vor- und nachbereiten und sich auf Referate und Prüfungen vorbereiten. Neben der eigentlichen Berufstätigkeit ist das ein nicht zu unterschätzender Mehraufwand und während Familie oder Freunde vielleicht Freizeitpläne für den Abend haben, sitzen Sie in der Abendschule oder müssen lernen.

Bevor Sie sich für den Besuch einer Abendschule entscheiden, sollten Sie sich außerdem über die Anbieter informieren und sich ein umfassendes Bild machen. Die Auswahl ist in Deutschland recht groß, sodass Sie auch in Ihrer Nähe Anbieter finden sollten. Wenn der Anbieter – sei er staatlich oder privat – vertrauenserweckend ist und Ihre Ansprüche erfüllt, steht der Anmeldung nichts mehr im Weg.