„Seminar“ ist einer dieser Begriffe, die einem überall begegnen und die je nach Kontext (etwas) anders verwendet werden. Zum einen liegt das daran, dass der Begriff tatsächlich schon immer mehrere Bedeutungen umfasst hat, zum anderen daran, dass er gern als Passepartout für alles, was mit Wissensvermittlung zu tun hat, benutzt wird. Wir schauen uns deshalb hier einmal näher an, was genau ein Seminar ist, und wie es sich von anderen Lehrformen unterscheidet.
Der Ursprung des Seminars
Der Wortstamm des Seminars findet sich im lateinischen Verb „seminare“ wieder, zu übersetzen mit „säen“ oder „hervorbringen“. Dass Wissen gesät wird, ist natürlich ein schönes Bild, vor allem, da dann eben nur so viel und gut geerntet werden kann, wie gesät wurde.
Einer der Orte für das Säen von Wissen ist die Universität, und auch das Seminar stammt aus der universitären Umgebung: Das Seminar ist an Hochschulen die Wissensvermittlung in einer überschaubar großen Gruppe von Lernenden, die sich aktiv an der Gestaltung beteiligen, etwa durch Wortbeiträge und Referate. Somit unterscheidet es sich zum Beispiel von der Vorlesung, die besonders bei „Massen-Studiengängen“ schnell ein paar hundert Teilnehmer/innen aufweisen kann.
Neben der Unterrichtsform wird der Begriff Seminar an Universitäten außerdem für einzelne Organisationseinheiten an der Hochschule verwendet– So gibt es zum Beispiel das "Historische Seminar", also das Institut, das die geschichtswissenschaftlichen Studiengänge und seine Mitarbeiter/innen an einer Hochschule umfasst.
Das Seminar in der Weiterbildung
Vorab sollten wir gleich festhalten, dass jeder Bildungsanbieter seine Veranstaltungen betiteln kann, wie er möchte. Insofern kann mit einem Seminar in diesem Kontext durchaus mal ein Lehrgang, ein Kurs oder ein Workshop gemeint sein. Die Grenzen sind hier generell fließend und Unterrichtsformen werden in der Praxis gerne vermischt, was durchaus zum Gesamterfolg einer Veranstaltung beitragen kann.
Wie an der Universität sollte sich ein Seminar auch in einer Weiterbildung durch die interaktive Wissensvermittlung in einer kleinen Gruppe auszeichnen. Darüber hinaus handelt es sich häufig um eine einmalige Veranstaltung, die an einem Tag oder in einem Zeitraum von wenigen Tagen durchgeführt wird.
Somit unterscheidet sich das Seminar durch die aktive Teilnahme aller Anwesenden einerseits von einem Vortrag. Seine Einmaligkeit hebt es andererseits von einem Kurs ab, der in aller Regel auf einer Reihe von Veranstaltungen aufbaut.
Inhaltlich handelt es sich bei einem Seminar um die Erweiterung von Wissen und Fähigkeiten zu einem bestimmten Thema. Der theoretische Aspekt des Wissens steht dabei im Vordergrund, der von Ihnen und den Lehrenden üblicherweise gemeinsam beleuchtet wird.
Ein Lehrgang hingegen konzentriert sich vermehrt auf die Vermittlung spezifischen Wissens, das direkt in der Praxis Anwendung findet, also zum Beispiel den Umgang mit einer bestimmten Software. In einem Workshop erfolgt die Erarbeitung eines Gegenstandes (noch) stärker in Gruppenarbeit, während die Theorie in den Hintergrund tritt.
Manche Quellen verorten Seminare in der Erwachsenenbildung zudem in der Vermittlung von (persönlichkeitsbezogenen) Fähigkeiten, weniger in der konkreten Aneignung von Fertigkeiten oder Kenntnissen. Also etwa im kreativen Schreiben, im Zeitmanagement oder in anderen Thematiken, die eher Kompetenzen in einem Bereich als spezifisches Fachwissen mit sich bringen. Diese Einteilung passt insofern zum Seminar, als dass diese Form unter anderem im Segment der Persönlichkeitsentwicklung stark vertreten ist.
Die Formen eines Seminars
Die klassische Form eines Seminars ist das Präsenzseminar, zu dem Teilnehmende und Lehrende/r zur gleichen Zeit persönlich an einem Ort erscheinen. Dank Digitalisierung haben sich inzwischen außerdem medial gestützte Unterrichtsformen durchgesetzt. Diese dürften in Folge der Corona-Krise noch zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Da wären zum Beispiel das Live Online Seminar oder auch das Webinar (eine Verschmelzung von „Web“ und „Seminar“), das die Gegebenheiten des klassischen Seminars virtuell nachahmt. Teilnehmende und Lehrende sind hier ebenfalls zeitgleich anwesend, allerdings online. Die Dynamik eines Seminars und dessen Austausch kann somit weitestgehend nachempfunden werden. Wem der persönliche Austausch face-to-face ohne Bildschirm wichtig ist, ist allerdings in einem Präsenzseminar besser aufgehoben.
Der Webcast setzt auf das zeitunabhängige Abrufen von Unterlagen oder Videos, das den Unterricht flexibler gestaltet. Es handelt sich also um ein Online-Seminar, das nicht live passiert. Die direkte Interaktion, die ein Seminar eigentlich mit sich bringen sollte, wird hierbei insofern vernachlässigt, als dass eine Diskussion eher schriftlich und zeitversetzt stattfindet, wenn überhaupt.