Weiterbildung per Fernstudium

Auf der Suche nach der perfekten Weiterbildung stellen sich viele Fragen, unter anderem die nach der Art des Lernens: Möchten Sie vor Ort und mit anderen lernen oder sind Sie eher der Lerntyp, der gerne und erfolgreich alleine und flexibel für sich arbeitet? Sollte Letzteres der Fall sein, könnte eine Weiterbildung per Fernstudium für Sie genau richtig sein. Was das überhaupt ist und wie man sich bei all den Angeboten orientiert, erklären wir Ihnen hier.


Der Weiterbildungsmarkt ist groß, man könnte fast sagen: unüberschaubar. Das gilt nicht nur für die unzähligen Angebote in allen Richtungen, sei es beruflich oder persönlich, um karrieretechnisch aufzusteigen oder am Ball zu bleiben, ob für sogenannte soft skills oder hard skills – also zum Beispiel eine Fortbildung mit knallharten Facts über BWL oder eher über die Kunst, mit anderen erfolgreich zu kommunizieren.

Es gibt aber noch eine wichtige Unterscheidung, die Sie auf der Suche nach Ihrer Weiterbildung unbedingt berücksichtigen müssen: Soll es eine Weiterbildung vor Ort sein oder eine Weiterbildung per Fernstudium?

Was ist ein Fernstudium?

Gleich bei dem Begriff Fernstudium müssen wir mit einer Erklärung beginnen: Es wird häufig für alle möglichen Weiterbildungen, die aus der Ferne stattfinden, also virtuell oder – ganz klassisch – mit Unterlagen per Post, von einem Fernstudium gesprochen. Der Begriff Fernstudium ist nämlich nicht geschützt, also können alle Angebote aus der Ferne als Fernstudium bezeichnet werden.

Fernstudium oder Fernlehrgang?

Um Verwechslungen vorzubeugen, sollte allerdings zwischen einem „echten“ Fernstudium, also einer akademischen Weiterbildung, und einem Fernlehrgang unterschieden werden.

Zahlreiche Weiterbildungen in Form eines Fernstudiums, eines Fernlehrgangs und als auch als klassische Präsenzveranstaltungen finden Sie in unserer

Weiterbildungsdatenbank

Das Fernstudium

Der Unterschied ist ganz einfach: In einem Fernstudium absolvieren Sie ein klassisches Bachelor-, Diplom-, MBA- oder Masterstudium und erhalten ein Zeugnis, das einem klassischen Präsenzstudium in seiner Wertigkeit in nichts nachsteht. Es handelt sich also um eine akademische Weiterbildung aus der Ferne.

Ein Fernstudium kann neben dem Beruf absolviert werden und diese Flexibilität ist einer der großen Vorteile, mit der Anbieter gerne werben. Oft wird das „Fernstudium“ deshalb praktisch mit einem „berufsbegleitendes Studium“ gleichgesetzt, was nicht ganz richtig ist: Es gibt schließlich genauso die Möglichkeit, in Präsenzveranstaltungen an den Abenden und den Wochenenden ein Studium zu absolvieren, das ist dann ein berufsbegleitendes Präsenzstudium.

Andersherum können Sie sich ebenfalls in Vollzeit einem Fernstudium widmen, was aber die Frage der Finanzierung zumeist dringlicher macht.

Der Fernlehrgang

Ein Fernlehrgang hingegen ist eine Weiterbildung, die Sie aus der Ferne absolvieren, sich aber in Abschluss und oft auch in der Dauer von einem Fernstudium abhebt. Nach Fernlehrgängen erhalten Sie in aller Regel ein Zertifikat Ihres Anbieters. Sollten Sie eine Weiterbildung bei einem solchen privaten Veranstalter belegen, die Sie auf eine externe Prüfung vorbereitet, zum Beispiel bei der Industrie- und Handelskammer, halten Sie am Ende zusätzlich deren Zeugnis in der Hand – wenn Sie die Prüfung bestehen, natürlich. Es gibt umfassende Fernlehrgänge, die in Ihrer Dauer an die üblichen drei Jahre eines Bachelorstudiums heranreichen, etwa, wenn Sie an einer Aufstiegsfortbildung teilnehmen, die Sie auf solch prestigeträchtige Titel wie den Techniker oder Meister, Betriebswirt oder ähnliches vorbereitet

Sollten Sie über eine Weiterbildung per Fernstudium nachdenken, finden Sie auf unserem Partnerportal Studieren-berufsbegleitend.de detaillierte Informationen zu Voraussetzungen und Ablauf eines Studiums neben dem Beruf, entweder abends und am Wochenende oder als (reines) Fernstudium.

Weiterbildung per Fernstudium: Pro und Contra

Wie Sie ja jetzt schon wissen, bedeutet ein Fernstudium aufzunehmen nicht automatisch, eine akademische Weiterbildung zu absolvieren. Da es so viele Weiterbildungen als Fernlehrgänge gibt und sie somit vielleicht vor der Frage stehen, ob Sie sich „klassisch“ oder aus der Ferne fortbilden möchten, stellen wir Ihnen im Folgenden einige Vor- und Nachteile einer Weiterbildung per Fernstudium vor.

Flexibilität

Pro

  • Sie teilen sich prinzipiell Ihre Lernzeiten nach Ihren Bedürfnissen frei ein und sind nicht daran gebunden, zu festen Zeiten an bestimmten Orten anwesend sein zu müssen

Contra

  • Flexibilität als solche ist nicht für jede/n ein Vorteil: manche Menschen lernen besser, wenn es feste Zeiten und Orte gibt, sie sich direkt austauschen können und andere Teilnehmer/innen (besser) kennenlernen
  • einige Fernlehrgänge beinhalten Präsenztermine (das ist dann Blended Learning, also ein Mix aus Offline- und Online-Weiterbildung), live Web-Seminare oder ähnliches, bei denen sich Teilnehmende und Lehrende/r gleichzeitig im virtuellen Raum treffen – in diesem Falle sind sie also doch an feste Zeiten gebunden

Kosten

Pro

  • wenn die Teilnehmer/innen sich nicht „im echten Leben“ treffen, fallen einige Kosten für den Anbieter weg, zum Beispiel die Miete für Räume oder unter Umständen für Lehrpersonal – im besten Fall werden die Einsparungen an Sie weitergegeben, schlagen sich also in einem günstigeren Preis nieder
  • Sie selbst sparen ggf. Geld, etwa durch entfallende Fahrtkosten

Contra

  • ein Fernstudium an einer privaten Fernhochschule ist deutlich teurer als ein Studium an einer staatlichen Uni – schließlich fallen an einer öffentlichen Hochschule in der Regel „nur“ Semestergebühren an
  • BAföG als Finanzierung für ein Fernstudium in Anspruch zu nehmen, ist durchaus möglich, aber eine der Voraussetzungen ist, dass Sie in Vollzeit studieren – ein Fernstudium neben dem Beruf kann also in der Regel nicht gefördert werden
  • auch eine Weiterbildung aus der Ferne kostet Geld und je nachdem, welcher Lerntyp Sie sind, haben Sie dabei eventuell das Gefühl, nicht ganz auf Ihre Kosten zu kommen – zum Beispiel, wenn Ihre Fragen nicht umgehend beantwortet werden können, weil der Austausch nicht in Echtzeit erfolgt

Voraussetzungen

Pro

  • an vielen Fernhochschulen ist ein Studium ohne Abitur möglich, zum Beispiel durch eine Ausbildung und Berufserfahrung

Contra

  • Präsenzuniversitäten öffnen sich ebenfalls immer mehr für Studierende ohne Abitur – so ist zum Beispiel ein Studium mit Fachabitur (je nach Bundesland und Hochschule) immer häufiger möglich; auch berufsqualifizierende Titel wie der Meister oder Techniker berechtigen prinzipiell zu einem klassischen Hochschulstudium

Work-Life-Balance

Pro

  • wer sich neben dem Beruf weiterbilden oder studieren möchte, muss nicht sein Leben dafür umkrempeln: die Änderungen können mit entsprechender Motivation in ein bestehendes Berufs- und/oder Familienleben integriert werden

Contra

  • Work, work, work, work, work: Wer von der Arbeit nach Hause kommt oder gerade den Rechner im Home Office heruntergefahren hat, wird sich zumindest an manchen Tagen schwertun, sich abends dem Lernen zu widmen – eine Weiterbildung per Fernstudium kann integriert werden, es ist aber mitunter (auch vom Typ abhängig) sehr fordernd
  • wenn Sie sich für ein komplettes Fernstudium entscheiden und die Erfahrung bislang vielleicht nicht gemacht haben, geht Ihnen das viel besungene „Studentenleben“ durch die Lappen – inklusive der Erlebnisse und Freundschaften über den Campus hinaus

Ein unbestreitbarer Vorteil einer Weiterbildung per Fernstudium bzw. einer Weiterbildung in Form eines Fernlehrgangs liegt im Jahr 2020 allerdings auf der Hand: Es schützt Ihre Gesundheit. Dadurch, dass Sie sich nicht überfüllten Hörsälen aussetzen und in vielen Fällen komplett von zu Hause lernen bzw. studieren können, entsteht kein (zusätzliches) Ansteckungsrisiko mit Covid-19.

Darüber hinaus haben viele Anbieter von Fernstudien- und -lehrgängen im Zuge der verbreiteten Kurzarbeit besondere Angebote für Interessierte in Kurzarbeit zusammengestellt. Mehr Infos zum Thema finden Sie in unserem Artikel Kurzarbeit & Weiterbildung.

Wo kann ich ein Fernstudium beginnen?

Aus der Ferne studieren können Sie heute praktisch an jeder virtuellen Ecke. Es gibt sowohl Fernschulen als auch Fernhochschulen – theoretisch sollte man meinen, dass Fernschulen dementsprechend Fernlehrgänge anbieten und Fernhochschulen Fernstudiengänge, sich also akademische Weiterbildungen von nicht-akademischen Weiterbildungen einfach unterscheiden lassen. In der Praxis wird das allerdings nicht immer scharf getrennt und die Schulen unterscheiden sich eher namentlich: Es gibt zum Beispiel Fernschulen, etwa die Studiengemeinschaft Dortmund (sgd), die mit drei Fernhochschulen kooperiert, der Wilhelm Büchner Hochschule, der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft und der Europäischen Fernhochschule Hamburg (Euro-FH). Somit finden Sie auf deren Website nicht nur Weiterbildungen, sondern darüber hinaus auch Studiengänge. Diese drei Schwesterunternehmen der sgd wiederum sind zwar Fernhochschulen, bieten aber auch Fernlehrgänge mit Zertifikat an.

Sie sehen, viele Anbieter versuchen, sich breit aufzustellen. Das ist für Sie prinzipiell ein Vorteil – je umfassender das Angebot, desto größer Ihre Auswahlmöglichkeiten. Sie sollten nur bei Ihrer Recherche genau darauf achten, welche Art von Fortbildung Sie sich aussuchen. Schließlich ist es ein gravierender Unterschied, ob Sie sechs und mehr Semester in ein Bachelorstudium Psychologie stecken oder einen Kompaktkurs Psychologie in der Dauer von einigen Monaten belegen.

Übrigens haben Sie zudem die Option, ein Fernstudium an einer öffentlichen Fernhochschule aufzunehmen: an der Fernuniversität Hagen.

Worauf sollte ich beim Anbieter achten?

Auf der Suche nach dem passenden Fernstudium bzw. Fernlehrgang sollten Sie definitiv auf die Seriosität des Anbieters achten. Die staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) ist dabei eine wichtige Prüfinstanz, die bundesweit über die Zulassung aller zulassungspflichtigen Fernlehrgänge entscheidet. Das Siegel der ZFU sollte sich also unter der Weiterbildung Ihrer Wahl befinden.

Ausnahmen bestätigen auch hier wie immer die Regel, etwa wenn

  • die Fortbildung so neu ist, dass die Prüfung noch aussteht
  • es sich um eine unentgeltliche Veranstaltung handelt
  • die Weiterbildung Hobby-Zwecken gilt
  • der Fernkurs gar nicht so fern ist, sondern viele Präsenzveranstaltungen beinhaltet oder in einem „virtuellen Klassenraum“ stattfindet (Blended Learning)

Vielleicht kennen Sie außerdem Menschen im Kollegen- oder Freundeskreis, die Erfahrungen mit bestimmten Weiterbildungsanbietern gemacht haben oder finden Einschätzungen in Zeitungsartikeln oder Online-Foren (wobei besonders Letztere mitunter mit Vorsicht zu genießen sind).

Einen Bonus, den Sie sehr häufig im Falle eines Fernstudiums finden, ist außerdem eine kostenlose Probephase, zumeist von vier Wochen.

Fazit zur Weiterbildung per Fernstudium

Wie so oft im Leben gibt es kein schwarz oder weiß, keine definitive Empfehlung für oder gegen eine Weiterbildung per Fernstudium bzw. einen Fernlehrgang. Es ist tatsächlich sehr von Ihren persönlichen Präferenzen und Ihrer Lebenssituation abhängig, ob eine Weiterbildung aus der Ferne zu Ihnen passt. Dabei kommt es auch darauf an, in welchem Umfang Sie sich fortbilden möchten – eine Entscheidung über einen Kompaktkurs ist einfacher zu treffen als die über ein ganzes Fernstudium, in das Sie mehrere Jahre investieren.

Eine gute Selbsteinschätzung und gegebenenfalls Feedback von Freundes-, Kollegen- und Familienkreis sowie dem Arbeitgeber können bei der Entscheidung hilfreich sein. Eventuell hat Ihr Arbeitgeber Erfahrung mit bestimmten Weiterbildungsangeboten gemacht und/oder bietet für bestimmte Weiterbildungen seine Unterstützung an – etwa in Form von Bildungsurlaub oder einem finanziellen Zuschuss. Weitere Informationen zur fiannziellen Förderung Ihrer (akademischen) Weiterbildung (per Fernstudium) finden Sie in unserer Rubrik Weiterbildungsförderung.